Osterbrunnen

Das Schmücken des Osterbrunnens ist die erste in der Öffentlichkeit sichtbare Arbeit des Ziegelsteiner Brauchtumsvereins im Jahresablauf. Nun ist dieses Schmücken kein originär Ziegelsteiner Brauchtum. Dieser Brauch wurde erst in jüngeren Jahren wieder neu belebt. Entlang der Grenze vom Mittelfränkischen nach Oberfranken, im Bereich der Ausläufer der Fränkischen Schweiz, findet man geschmückte Dorfbrunnen mit Osterbäumchen geziert. Diese Tradition kam ursprünglich aus den kargen Dörfern des Jura. Dort war das Wasser eine Kostbarkeit, bevor es eine zentrale Wasserversorgung gab. Seit jeher hatten die Einwohner deshalb eine besondere Beziehung zu Quellen, Zisternen (Wasserlöchern) und Brunnen. Mag nun der Ursprung heidnisch sein oder auch nicht, für die Menschen ist es vor allem ein Begrüßen des nahenden Frühlings und die Freude, dass nach dem tristen Wintergrau die Natur sich wieder bunt färbt. Nun ist es ja nicht so, dass der kleine Fischreiterbrunnen an der Kreuzung Bierweg Hiltpoltsteiner Straße, gegenüber der St. Georg Kirche, so einfach geschmückt plötzlich dasteht. 

Vielmehr bedarf es einiger Vorbereitung und Vorarbeiten, ehe es so weit ist. Anfang des Jahres ist als erstes der Blick auf den Kalender: wann ist Ostern? Denn eine Woche vorher muss die Arbeit abgeschlossen und der Osterbrunnen fertiggestellt sein. Zunächst müssen die Eierketten überprüft werden. Beschädigte Eier werden aussortiert und die entsprechende Menge wird neu bemalt. Bei unserem Brunnen haben wir etwa 1.500 Eier, und an die 10 werden jedes Jahr erneuert. Von den anfänglich doch sehr vielen echten Eiern sind mittlerweile keine mehr viele übrig geblieben, der Verschleiß war doch sehr groß. Sie wurden teilweise zwar auch mutwillig zerstört, aber doch meistens ein Opfer der Vögel. Mit den nun verwendeten Kunststoffeiern tun sich die Vogelschnäbel doch erheblich schwerer.

Zunächst wird dann das Grün für die Girlanden benötigt. Unser Vereinsmitglied Heinz Werner Lechner ist hier federführend und besorgt viele verschiedene Zweige, damit die Girlanden auch ein schön lebendiges Bild für den Betrachter abgeben. Nun kommt die Arbeit, die man am wenigsten sieht, die aber doch am wichtigsten ist: das eigentliche Binden der Girlanden. Für unseren Brunnen haben wir 14 Gerüststricke, die zu schmücken sind. Die Zweige müssen schön buschig gesetzt werden, sonst wirkt das Ganze am Ende recht armselig. Inzwischen haben auch die Arbeiter der Wohnungsgenossenschaft Nürnberg-Nord eG das Gestell, den Unterbau am Brunnen sowie einen Strahler montiert und zum ausgemachten Zeitpunkt trifft sich dann die Mann- bzw. Frauschaft mit allen Utensilien zum eigentlichen Schmücken.

Wenn dann beim anschließenden Anbringen der Eierschnüre das Ganze Formen annimmt, dann kommt schon Zufriedenheit und auch ein wenig Stolz über die getane Arbeit auf, vor allem dann, wenn Passanten stehen bleiben und sich mit uns freuen. Unser Osterbrunnen steht bis nach dem Weißen Sonntag, und es gibt nicht wenige Kommunionsbilder, bei denen die Kinder aus der nahen St. Georgs-Kirche vor "unserem" Brunnen fotografiert worden sind. Beim Abnehmen werden dann die Eier wieder verpackt, die Stricke entdrahtet und das Grün entsorgt. Der Unterbau wird wieder eingelagert. Alles schlummert dann bis zur nächsten Osterzeit.